PD Dr. Ina Pfeiffer
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AllgemeinDie Sebadenitis des Hundes stellt eine entzündliche
Zerstörung der Talgdrüsen dar. Es handelt sich um eine Erkrankung,
von der viele verschiedene Rassen und auch Mischlinge betroffen sein
können. Die TalgdrüsenWie bereits erwähnt, haben die Talgdrüsen eine zentrale Bedeutung bei dieser Krankheit. Die Talgdrüsen (Glandulae sebaceae) liegen oberflächlich in der behaarten Haut von Hunden. Sie stehen durch einen Ausführungsgang mit der Hautoberfläche, der Epidermis, in Verbindung und entleeren dorthin ihr Sekret, den Talg (Sebum) (2).
Das etwas ölige Sebum breitet sich auf der Oberfläche
der Haut und der Haare aus. Normalerweise dient diese Emulsion nicht
nur zur Regulation der Feuchtigkeit der Haut, sondern bildet zudem eine
physikalisch chemische Barriere gegen potenziellen Krankheitserreger
(Pathogene) aus. Ferner enthält das Sekret zusätzlich anorganische
Salze und Proteine, sowie Glycoprotein-Interferone und Immuno-globuline.
Damit ist ein umfassender Schutz gegen äußere Erreger gewährleistet.
Diese Funktion wird zusätzlich über die vielen freigesetzten
Fettsäuren unterstützt (2). Bisher kennt man beim Hund nur eine wesentliche Erkrankung,
bei der die Talgdrüsen betroffen sind: "Die Sebadenitis" Die SebadenitisDie Sebadenitis ist eine primäre, selektive Entzündungsreaktion
gegen die Talgdrüsen, welche beim Hund, bei der Katze und bei Kaninchen
beschrieben worden ist (1,2,3).
Das Fell ist glanzlos, trocken und brüchig. Des Weiteren verändert sich der Eigengeruch der Hunde: Sie riechen wie "drei Tage getragene Socken". Wie bereites erwähnt, können bei mikroskopischen
Untersuchungen der Haut, unterschiedliche Entzündungsgrade festgestellt
werden. Die ersten Anzeichen der Krankheit treten in der Regel
am Kopf, an den Ohren und am Rumpf auf. Sie breiten sich von dort über
den Rücken aus. Das Haar erscheint dünner, fast "mottenfraßähnlich".
In manchen Fällen verändert sich die Fellfarbe. Bei einigen
Hunden kommen auch Pusteln, Schuppen und gelblichbraune Beläge
zusammenhaftend mit Haaren vor. In der Regel wurde ein großer
Verlust der Unterwolle beobachtet. Warum plötzlich körpereigene Gewebe (Talgdrüse) attackiert werden, ist unbekannt. Jedenfalls sind keine Viren, Bakterien oder Pilze der primäre Verursacher. Wie beim Pudel gezeigt werden konnte, folgt die Sebadenitis
einem autosomal rezessiven Vererbungsmuster*1, man spricht in diesen
Fällen von einer Genodermatose *2 (3). Bisher lassen sich keine signifikante Beziehungen zwischen
der Dauer der Erkrankung und dem Grad der Sebadenitis ableiten. Es hat
sich als besonders schwierig erwiesen, herauszufinden, in welchem Stadium
der Erkrankung sich ein SA- Patient gerade befindet. Wenn infolge der Entzündungsreaktion auch die Stammzellen einer Talgdrüse vernichtet wurden, führt das dazu, dass eine Regeneration unmöglich wird. Dieser Fall tritt in der letzten Phase der Erkrankung ein. Von daher ist es zur Zeit im Rahmen der SA- Forschung
von größtem Interesse, herauszufinden, welche Mechanismen
dazu führen, dass die Talgdüsen von Zellen des Immunsystems
zerstört werden und welche genetischen bzw. vererbten Ursachen
(Genodermatose) diesen Prozess triggern *4. UrsachenforschungEin wichtiger Ansatzpunkt um die Ursachenforschung weiter voran zu bringen war, dass mikroskopische Untersuchungen verdeutlichen, dass Zellen/Komponenten des Immunsystems massiv an dem Zerstörungsprozess teilhaben. Es sind aber keine Bakterien, Viren oder Pilze als Verursacher der Krankheit nachzuweisen, sondern die Reaktionen laufen gegen körpereigene Stoffe/Zellen. Besonders interessant in diesem Zusammenhang war, sobald
diese Reaktionen über immunsuppressive Medikamente ausgeschaltet
werden (z.B. Cyclosporin), verzögert sich der Krankheitsverlauf.
Bisher hat die Forschung uns gezeigt, dass höchstwahrscheinlich SA- positive Hunde im Blut Veränderungen aufweisen, die wir jedoch momentan noch nicht zuordnen können. Da aber im Blut viele Komponenten des Immunsystems transportiert werden, die sich später an den Talgdrüsen wieder finden lassen, stellen sich folgende Fragen: 1. Welche exakten Zusammenhänge bestehen zwischen
dem Immunsystem/Blut und den Talgdrüsen? Momentan werden beide Fragen mit verschiedenen methodischen
Ansätzen bearbeitet, um neue Erkenntnisse über die mysteriöse
Hauterkrankung SA zu sammeln. Da das Immunsystem sehr komplex aufgebaut
ist und eine Vielzahl von Interaktionen ablaufen, ist die Ursachensuche
vielschichtig. Ohne die Unterstützung von engagierten Züchtern und Haltern und ohne Biopsien, Blutspenden wäre das Fortschreiten der SA- Studie nicht vorstellbar und wir danken allen, die uns hierbei helfen. PD Dr. Ina Pfeiffer
Berücksichtigte Literaturquellen:(1) Linek M, Boss C, Haemmerling R, Hewicker-Trautwein
M, Mecklenburg L.: (2) Sousa CA.: "Sebaceous adenitis". (3) Reichler IM, Hauser B, Schiller I, Dunstan RW, Credille
KM, Binder H, Glaus T, Arnold S.:"
Erläuterungen (Begriffe):*1: autosomal rezessives Vererbungsmuster:
Meist sind beide Elternteile "gesund" und heterozygot
und geben das kranke Gen an die Nachkommen weiter. *2 : Genodermatose:Dermatose= Der|ma|tose, Dermatosis. engl.: dermatosis.
krankhafte Hautveränderung jeglicher Art, *3 : Glukokortikoide:Glukokortikoide (andere Schreibweise: Glucocorticoide)
zählen zu den Kortikoiden,
einer Klasse von Steroid-Hormonen
aus der Nebenniere.
Die wichtigsten Vertreter der Glucocorticoide sind Kortison,
Kortisol
und Kortikosteron.
Alle Kortikoide sind Derivate des Progesterons *4: Triggern:Der Begriff "triggern" stammt aus dem Englischen und steht für Schalten, mehr noch für Auslöser.
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